Unheimliche Nachtgeräusche

Rosi ist ganz aufgeregt. Sie darf eine ganze Woche bei ihren Großeltern übernachten, da ihre Eltern geschäftlich verreisen. „Hast du deinen Teddybären auch eingepackt?“, möchte die Mutter wissen. „Aber natürlich, den würde ich doch nie vergessen“, antwortet Rosi entschieden. „Dann können wir ja losfahren“, meint die Mutter freundlich und stellt Rosis kleinen Rucksack in den Vorraum. Ihr brauner Teddybär mit den rosaroten Pfoten sieht dabei gerade so weit heraus, dass die Augen noch zu sehen sind. „Schließlich muss er ja Luft bekommen können“, erklärt Rosi ihrer Mutter, die lächelnd nickt.

Nachdem sie sich die Schuhe angezogen und den Rucksack in den Kofferraum eingeräumt haben, kann die Fahrt zu den Großeltern endlich losgehen. Bereits nach wenigen Fahrminuten ist das Haus der Großeltern am Ende der Straße zu sehen. Nachdem Rosi und ihre Mutter geklingelt haben, öffnen die Großeltern freundlich die Türe und umarmen die beiden. „Da seid ihr ja endlich. Wir haben uns schon so auf euch gefreut!“ Rosis Mutter trinkt rasch einen Kaffee mit ihren Eltern, gibt ihrer Tochter sowie dem kleinen Teddybären einen Abschiedskuss und verabschiedet sich mit den Worten „Ich wünsche euch viel Spaß, mein Liebling. Wir sind in dringenden Fällen auch tagsüber immer für euch erreichbar. Abends telefonieren wir sowieso täglich, in Ordnung?“ „Ja, Mama, du musst dir keine Sorgen machen“, lächelt Rosi und ergänzt „Oma hat mir bereits versprochen, dass wir viel spielen und eine Menge Spaß haben werden!“ „Das weiß ich doch!“, lächelt die Mutter und umarmt ihre Tochter noch einmal kräftig.

Als die Eltern gefahren sind, kramen Rosis Großeltern ihre besten Brettspiele hervor. Bevor sie mit den Spielen beginnen, holt Rosi schnell ihren Teddybären aus ihrem Rucksack, der im Vorhaus der Großeltern abgestellt wurde. Verwundert bleibt sie vor dem Rucksack stehen. Dieser ist halb geöffnet, dabei war Rosi sich sicher, dass sie nur einen kleinen Spalt als Luftloch offengelassen hat. Schulterzuckend nimmt sie ihren Teddybären heraus und setzt ihn auf die Sitzbank neben sich hin, damit er ihr und den Großeltern beim Spielen zusehen kann. Und noch jemand sieht den Dreien mit Begeisterung beim Spielen zu: Hund Olaf. Immer wieder richtet er seine Blicke abwechselnd auf das Spiel und auf den kleinen Bären. Nachdem die drei bereits einige Zeit miteinander gespielt haben und es inzwischen spät geworden ist, wird es für Rosi Zeit, ins Bett zu gehen. Liebevoll hilft ihr die Großmutter beim Zähne putzen und liest ihr anschließend eine Gutenachtgeschichte im Bett vor. Danach schläft Rosi mit ihrem Teddybären im Arm sofort ein. Als sie am nächsten Morgen aufwacht, duftet es bereits herrlich nach Pfannkuchen. Rosi setzt sich zu ihren Großeltern an den Frühstückstisch, kostet genüsslich die Pfannkuchen und trinkt dazu eine Tasse Kakao. Der Bär bekommt sogar eine eigene Tasse, die passend für seine Größe ist. „Die Pfannkuchen schmecken so gut wie sie duften!“, freut sich Rosi und stopft sich gleich mehrere Bissen in den Mund hinein. „Das freut mich aber sehr“, antwortet die Großmutter lächelnd. Auch der Großvater blickt kurz von seiner Zeitung auf, um Rosi lachend anzusehen. 

Nach dem Frühstück wird für das Mädchen ein Bad eingelassen. „Du musst heute nicht baden gehen und kannst auf der Bank sitzenbleiben“, erklärt Rosi ihrem Teddybären. Hund Olaf kommt nun auch herbei, wedelt zufrieden mit dem Schwanz und setzt sich direkt neben die Sitzbank auf den Boden hin. „Du bist ja ein braver Hund!“, lächelt Rosi und streichelt Olaf, der sie währenddessen freudig anbellt. Nachdem das Mädchen gebadet ist, geht sie gemeinsam mit ihren Großeltern in den Wald hinein, um Feuerholz zu suchen. Der Großvater hat eine lange Axt mitgenommen und schlägt damit immer wieder einzelne Äste von den Bäumen ab. Rosi und die Großmutter helfen ihm anschließend beim Aufsammeln der Äste und Zweige. Nach einigen Stunden haben sie genügend Feuerholz gesammelt und machen sich auf den Rückweg zum Haus. „Jetzt muss das gesamte Feuerholz gut vor dem Haus verstaut und abgedeckt werden, damit es nicht nass werden kann“, erklärt ihr der Großvater. Nachdem sie das Holz sorgfältig übereinandergestapelt haben, soll die Axt wieder verstaut werden. „Ich lagere mein Werkzeug gerne im Keller, damit sich damit niemand verletzen kann. Wir versperren den Keller nämlich immer“, erklärt ihr Rosis Großvater. Der große Kellerraum befindet sich direkt unter dem Gästezimmer, in dem Rosi schläft und ist nur von außen erreichbar.

Der Großvater geht nun in Richtung des Kellers, gefolgt von Rosi, die langsam hinterherschlendert. Er öffnet die Kellertüre und möchte gerade die Axt hineinlegen, als Rosi um die Ecke kommt. Plötzlich huscht zwischen ihren Füßen in Windeseile etwas Flauschiges hindurch. Vor lauter Schreck muss Rosi laut schreien. Der Großvater, der die ganze Situation beobachtet hat, muss darüber lachen und erklärt seiner Enkelin „Keine Sorge, das ist nur die Nachbarskatze. Er heißt Mister Tollpatsch, seinen Namen hat er daher, weil er sich häufig sehr schusselig verhält.“ Mister Tollpatsch bleibt nun in der Nähe von Rosi stehen, um das Mädchen und den Großvater aus sicherer Entfernung zu beobachten.

Auf einmal kommt auch Olaf wie ein Wirbelwind herbeigerannt, um sich schnell hinter den Füßen des Großvaters zu verstecken. Der Großvater beginnt nun so laut zu lachen, dass er sich seinen dicken Bauch halten muss, der durch die Bewegungen hin und herschaukelt. „Olaf, du alter Angsthase! Du hast Rosi bestimmt schreien gehört. Aber anstatt uns zu beschützen, versteckst du dich hinter mir!“ Auch Rosi muss nun über die Tiere sehr lachen. Nachdem Rosi und der Großvater Olaf wieder ins Haus gebracht haben, ist auch Mister Tollpatsch verschwunden, der in der Zwischenzeit wohl wieder nach Hause gegangen ist. Jetzt kann der Großvater endlich die Axt im großen und düsteren Kellerraum verstauen.

Anschließend schließt er die Türe sofort wieder und sperrt sie zu. Danach gehen die beiden ins Haus zurück, da es draußen bereits dämmrig wird. Außerdem ist es auch Zeit fürs Abendessen. Der Spieleabend wird heute ausgelassen, da die drei schon sehr müde sind. Rosi legt ihren Teddybären auf das Sofa im Erdgeschoß, putzt noch schnell ihre Zähne und legt sich hundemüde ins Bett. Dabei vergisst sie völlig auf ihren Teddybären. Sie schläft nach diesem langen, aber sehr schönen Tag sofort ein.

Plötzlich wird sie von einem Geräusch geweckt. Rosi öffnet verwirrt die Augen „War das etwa nur ein Traum?“ Sie spitzt ihre Ohren, aber es ist nichts mehr zu hören. Als sie gerade dabei ist, wieder einzuschlafen, hört sie erneut ein Geräusch. Das ist eindeutig keine Einbildung! Rosi richtet sich nervös auf. Für kurze Zeit ist wieder nichts zu hören. Doch dann vernimmt Rosi ein noch lauteres Geräusch. Diese Laute scheinen von unten zu kommen, und zwar ausgerechnet aus dem Keller! Vor lauter Schaudern bekommt Rosi Gänsehaut. Sie greift schnell in Richtung des Bettes, wo ihr Teddybär sein sollte, doch er ist nicht da.

Schnell fällt ihr ein, dass sie ihn wohl auf dem Sofa liegengelassen hat. Sie schleicht hinaus, um den Bären zu holen, aber auf dem Sofa liegt er auch nicht mehr. Befindet sich im Keller etwa ein Einbrecher, der ihren Bären gestohlen hat? Rosi bekommt nun richtig Angst und fängt zu weinen an. Glücklicherweise haben die Großeltern einen leichten Schlaf, die sofort aus ihrem Schlafzimmer im Obergeschoß hinunterstürmen, um Rosi zu Hilfe zu eilen. In kurzen und weinerlichen Worten erzählt das Mädchen den beiden von den unheimlichen Kellergeräuschen und dem verschwundenen Teddybären. Auch die Großeltern können nun eindeutig Geräusche, die tatsächlich aus dem Keller zu kommen scheinen, hören.

„Ihr beide bleibt im Haus und ich sehe nach, was hier vor sich geht!“, sagt der Großvater mit ernster Stimme. „Bitte sei vorsichtig!“, ruft die Großmutter ihm hinterher, während er schnell in seine Stiefel hineinschlüpft, seine Taschenlampe greift und in die Finsternis hinausschleicht. 

„Oma, hast du Olaf gesehen? Er liegt auch nicht in seinem Bett!“, fällt Rosi plötzlich auf. Die Großmutter sieht zum leeren Hundebett hinüber und schüttelt anschließend zaghaft den Kopf. Auch ihr scheint die Situation ganz und gar nicht geheuer zu sein. „Wo steckt Olaf nur?“, stellt sich die Großmutter sichtlich nervös selbst die Frage. Angespannt warten die beiden auf die Rückkehr des Großvaters. Sie lauschen, ob noch ein Geräusch zu hören ist. Aber momentan ist es mucksmäuschenstill. Doch auf einmal hören sie das Zerbrechen von Glas.

Dieses Geräusch ist derart schrill, das es ihnen durch Mark und Bein. Plötzlich springt auch etwas unter dem Esstisch hervor und geradewegs auf sie zu. Vor lauter Schreck beginnen Rosi sowie ihre Großmutter laut zu schreien. Nun erkennen sie aber, dass es sich um Hund Olaf handelt, dem die Geräusche scheinbar auch einen Heidenschrecken einjagten, sodass er vor lauter Angst unter den Tisch gekrochen ist. Als nun mit einem Ruck die Haustüre aufgeht, erschrecken sich Rosi und die Großmutter so sehr, dass die beiden erneut einen Schreckschrei ausrufen und Rosi sich die Hände vor die Augen hält. Hund Olaf verschwindet daraufhin wieder wie eine Rakete unter dem Esstisch. 

Plötzlich ist aber eine ruhige Stimme zu hören, die sanft zu ihnen spricht „Es ist alles in Ordnung, ihr müsst euch nicht fürchten!“ Rosi öffnet wieder ihre Augen und sieht den schmunzelnden Großvater vor sich stehen, der ihnen erklärt „Ihr müsst euch vorstellen, es war tatsächlich jemand im Keller! Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe anscheinend Mister Tollpatsch eingeschlossen! Er war für den lauten Krach verantwortlich und hat fast alle Gegenstände, die ich im Keller stehen habe, umgeworfen. Zu guter Letzt auch noch meine Lampe. Glücklicherweise ist er aber mit einem Schrecken davongekommen und es geht ihm gut! Als ich ihn aus dem Keller herausgelassen habe, ist er wie ein Sausewind zurück zu seinem Haus gerannt.“ Vor Erleichterung atmen Rosi und ihre Großmutter nun ganz tief durch. Auch Hund Olaf kommt wieder aus seinem Versteck hervor. Dieses Mal trägt er etwas in seinem Maul: Rosis Teddybären! „Olaf, du hattest also meinen Bären die ganze Zeit!“, freut sich Rosi. Die Großeltern beginnen zu lachen und sagen „Olaf ist einfach so ein alter Angsthase! Bestimmt hat er den Bären aus Furcht geschnappt, nachdem er den Krach gehört hat.“ Zaghaft wedelt Olaf mit seinem Schwanz und legt den Teddybären vorsichtig vor Rosis Füßen auf den Boden hin. Die Großeltern und Rosi haben das Gefühl, dass ihm die Situation peinlich zu sein scheint.

Beim Telefonat am nächsten Abend erzählt Rosi ihrer Mama aufgeregt vom nächtlichen Erlebnis. Auch sie muss darüber lachen und meint zu ihrer Tochter „Na, ihr habt ja spannende Erlebnisse! So eine Aufregung haben wir hier nicht! Gut, dass alles glimpflich ausgegangen ist und es Mister Tollpatsch gut geht!“ 

Als Rosi einige Tage später von ihren Eltern abgeholt wird, umarmt sie ihre Großeltern zum Abschied ganz fest und sagt „Ich freue mich schon so darauf, wenn ich wieder bei euch übernachten darf!“ Gerührt antworten diese „Auch wir freuen uns schon sehr, wenn du uns wieder besuchen kommst!“ Schmunzelnd ergänzt der Großvater „Aber das nächste Mal werden wir niemand im Keller einsperren!“ Nun müssen alle laut lachen. Ihnen werden diese lustig-spannenden Tage noch lange in Erinnerung bleiben.

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