Das Igelhaus

Die Uhr im Kinderzimmer zeigt Punkt drei Uhr am Nachmittag an. Leonie sitzt nun schon seit einer Stunde vor ihren Hausaufgaben und hat noch keine einzige Zeile geschrieben. Der Lehrer meinte, man solle einen Aufsatz über ein Tier schreiben. Leonie ärgert sich über die Hausaufgabe, da sie kein eigenes Haustier hat und deswegen auch nicht weiß, was sie schreiben soll. Außerdem würde sie viel lieber ihren Eltern dabei helfen, im Garten das viele Laub zusammenzurechen. 

Sie liebt das schöne Herbstwetter und mag es sehr, dass sich die Blätter in dieser Jahreszeit bunt verfärben. Aber stattdessen muss sie vor ihren Hausaufgaben sitzen und hat keine Ahnung, was sie schreiben soll. „Ich gehe kurz hinaus an die frische Luft, das ist allemal besser, als hier weiter zu sitzen“, denkt sie sich, schnappt sich ihre Jacke sowie Haube und läuft hinaus ins Freie. Die Eltern haben schon einiges an Laub auf einen großen Haufen gerecht. Leonie ist begeistert, wie weit ihre Eltern in der kurzen Zeit gekommen sind. 

Sie möchte gerade zu ihnen gehen, als sie im Augenwinkel etwas krabbeln erblickt. Leonie sieht nun genauer hin und bemerkt ein stacheliges Knäuel, welches sich langsam fortbewegt. „Das ist ja ein süßer Igel“, freut sie sich und bückt sich hinunter, um ihn zu beobachten. Dabei fällt ihr auf, dass der Igel sehr dünn ist. „Mama, Papa, könnt ihr bitte kurz herkommen“, ruft sie ihren Eltern zu. Nachdem der Vater bei Leonie angekommen ist, erkennt auch er den kleinen Igel am Boden. „Oje, der Igel sieht sehr unterernährt aus. Ohne fremde Hilfe wird er den kommenden Winter schwer überstehen“. Schockiert sehen Leonie sowie ihre Mutter den Vater an. „Können wir denn gar nichts tun, um ihm zu helfen?“, überlegt Leonie traurig. 

Der Vater denkt kurz nach und meint „Doch, das können wir. Der große Laubhaufen in unserem Garten wird dem Igel im Winter genügend Wärme und Schutz spenden. Wir werden ihn erst im Frühling entsorgen, wenn es draußen wieder wärmer ist. Zusätzlich werden wir dem Igel ein kleines Häuschen aus Holz bauen, das gewährt ihm weiteren Schutz.“ Leonie und ihre Mutter sind von diesem Vorschlag begeistert. „Aber was können wir tun, damit der Igel genügend Nahrung im Winter findet?“, erkundigt sich das Mädchen weiter besorgt

Der Vater hat auch dafür einen guten Vorschlag „Eigentlich sollten sich in dem großen Laubhaufen genügend Insekten befinden, damit der kleine Igel ausreichend zu fressen hat. Aber um ganz sicher zu gehen, werden wir für ihn täglich etwas Katzenfutter kaufen, welches wir ihm zum Fressen hinstellen. „Ja, das ist ein toller Vorschlag, Papa!“

Leonie und ihr Papa beginnen sofort mit dem Bau des Häuschens. Nachdem sie das neue Eigenheim für den Igel fertiggestellt haben, wird es vorsichtig neben dem Blätterhaufen im Garten hingestellt. „Jetzt warten wir ab, ob es dem kleinen Igel gefällt“, zwinkert der Vater Leonie zu. Als sie nach kurzer Zeit wieder zum Häuschen gehen, hat es sich der Igel tatsächlich bereits darin gemütlich gemacht. Leonie strahlt über beide Ohren. 

Doch plötzlich fällt ihr der Aufsatz wieder ein. Sie verzieht ihr Gesicht und sieht gar nicht mehr so glücklich aus. „Was ist denn los, mein Schatz?“, erkundigt sich ihr Papa. „Ich habe vergessen, dass ich einen Aufsatz über ein Tier schreiben muss und mir fällt dazu einfach nichts ein. Nun beginnt der Vater zu lachen. „Ich denke, nach dem heutigen Ereignis wirst du deine Hausaufgabe im Nu geschrieben haben.“ Leonie muss nun auch lachen.  

Nach einer halben Stunde ist der Aufsatz fertig. Wovon er handelt? Von einem kleinen Igel, dem geholfen wird, die kalte Jahreszeit zu überstehen, indem ihm ein Haus gebaut wird. Als Leonie die Hausaufgabe zurückbekommt, steht darauf vermerkt: „Dieser Aufsatz ist dir sehr gut gelungen, liebe Leonie! PS: Ich habe inzwischen auch ein kleines Igelhaus gebaut. Liebe Grüße, dein Lehrer.“

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