Der schnelle Schlitten

Fabian lebt zusammen mit seinen Eltern sowie seinem Großvater in einem Blockhaus in einem kleinen Dorf auf den Bergen. Grundsätzlich fühlt er sich in seiner Heimat wohl, da es hier immer etwas Neues zu entdecken gibt. In den Sommermonaten blühen auf den Bergen die schönsten Blumen, der Bergsee in der Nähe seines Hauses hat in dieser Jahreszeit kristallklares Wasser und viele Tiere versammeln sich dort, um ihren Durst zu stillen. Dabei können sie aus der Ferne gut beobachtet werden. Fabian hat schon die verschiedensten Tiere beim Trinken zugesehen. Abgesehen von den zahlreichen Vögeln sind auch Rehe oder Hasen keine Seltenheit. Leider sind die Tiere aber sehr scheu und laufen sofort davon, sobald sich der neugierige Bub zu nah an sie heranwagt. Auch die Wintermonate bieten aufgrund des vielen Schnees zahlreiche Möglichkeiten für interessante Abenteuer. Fabian ist deswegen immer sehr gerne in der Natur auf Erkundungstour unterwegs. Leider ist er dabei aber die meiste Zeit allein, da in der unmittelbaren Nachbarschaft nur wenige Kinder leben. 

Da sind zum Beispiel die zwei Schwestern Mia und Elsa. Fabian findet die beiden Mädchen sehr nett, aber dennoch spielen die drei nicht gerne zusammen, da ihre Interessen einfach grundverschieden sind. Außerdem sind Mia und Elsa viel jünger als Fabian. Dann wohnt in der Nachbarschaft auch noch Jakob. Er ist im selben Alter wie Fabian und die beiden Buben haben sehr ähnliche Interessen. Dennoch spielen sie auch nicht miteinander, weil sich die beiden Jungs nicht sonderlich mögen. Jakob´s Eltern verdienen sehr gut und deswegen hat er auch immer die neuesten Spielsachen. Fabian hingegen hat zwar auch viele Spielsachen, die alle funktionieren und Spaß machen, aber dennoch einfach alt sind. Wenn er ein neues Spielzeug bekommt, dann wurde es meistens von seinem geschickten Großvater selbst hergestellt. Da es gerade Winter ist und der Großvater aufgrund der vielen Schneemassen im Freien nicht viel arbeiten kann, beschließt er, für Fabian einen neuen Holzschlitten zu basteln. Nach tagelangem Arbeiten in seiner Werkstatt ist dieser endlich fahrbereit. Dieses Mal hat sich der Großvater selbst übertroffen. „Fabian, komm doch bitte einmal mit, ich habe eine Überraschung für dich!“, spricht er schmunzelnd. 

Nachdem die beiden in die Werkstatt gegangen sind, wo der neue Schlitten steht, traut Fabian seinen Augen kaum „Wahnsinn, ein neuer Schlitten! Danke Großvater, ich kann es gar nicht erwarten, ihn gleich auszuprobieren!“, freut sich Fabian und saust in Windeseile hinaus, um damit den kleinen Hügel im Dorf hinunterflitzen. Nachdem er endlich oben beim Hügel angekommen ist, vergeht ihm die Vorfreude aber schnell, als er Jakob erblickt, der einen nagelneuen und hochmodernen Schlitten hinter sich herzieht. Dieser hat eine schwarze Farbe und blaue Streifen. Sogar ein rotes Lenkrad ist beim Schlitten verbaut. Enttäuscht sieht Fabian seinen Holzschlitten an. Am liebsten würde er sofort wieder umkehren. Plötzlich hört er Jakob aber lauthals schimpfen. „Das kann doch nicht sein, wieso fährt dieses Ding denn so langsam? Fährt dein Schlitten auch so langsam wie eine Schnecke?“, sieht Jakob Fabian fragend an. „Keine Ahnung, ich probiere ihn das erste Mal aus“, antwortet Jakob. Währenddessen setzt er seinen Helm auf und fährt mit dem Schlitten den Abhang hinab. Dabei bemerkt er, dass er immer mehr an Geschwindigkeit zunimmt und im Nu wieder unten angekommen ist. Nachdem er auf den Hügel zu Jakob hinaufblickt, sieht er diesen oben verdutzt stehen. 

Jakob ruft ihm nun entgegen „Donnerwetter! Du bist ja schneller als der Blitz! Vielleicht habe ich einfach die falsche Fahrtechnik“, überlegt er und setzt sich nun mit angewinkelten Beinen auf den Schlitten hinauf, um erneut hinabzufahren. Aber auch dieses Mal kommt er enttäuscht unten an. Daraufhin hat Fabian einen Vorschlag. „Wenn du möchtest, dann können wir die Schlitten ja teilen. Zuerst fährst du mit meinem Schlitten und ich mit deinem. Danach tauschen wir einfach wieder.“ Verlegen sieht Jakob den schmunzelnden Fabian an „Das würdest du wirklich machen?“ „Aber natürlich, das gemeinsam Schlittenfahren macht sowieso viel mehr Spaß. Da ist es mir egal, wie schnell oder langsam ich fahre“, lächelt Fabian. Daraufhin verbringen die beiden Buben noch den ganzen Nachmittag damit, mit ihren Schlitten den Hügel hinabzusausen. Und es macht ihnen viel mehr Spaß, als sie sich je gedacht hätten. Seit diesem Tag sind die beiden Buben unzertrennlich. Zusätzlich haben Fabian und Jakob eine wichtige Lektion gelernt: Auch die neuesten Spielsachen machen keinen Spaß, wenn es niemanden gibt, mit dem sie geteilt werden können.

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