Tina hält zu Alexander

Armbanduhr

Frau Tausendschön ist die Klassenlehrerin der dritten Klasse, in die Alexander geht. Sie ist erst seit diesem Schuljahr die neue Lehrerin. Zuvor war es Frau Weber. Die ist aber seit heuer in Pension. Die beiden Frauen sind sehr verschieden. Frau Weber war immer eine strenge Lehrerin, die eine dicke Brille trägt, die ergrauten Haare sind stets streng zusammengebunden und sie ist eher altmodisch gekleidet. Die junge Frau Tausendschön ist dagegen immer nach dem neuesten Trend angezogen, hat lange lockige rote Haare und ein sehr liebliches Wesen. Sie ist eine sehr beliebte Lehrerin, vor allem bei den Buben. Heute war Alexander besonders stolz auf sich, denn Frau Tausendschön hat ihn vor der gesamten Klasse in höchsten Tönen für seine Schularbeit gelobt. „Du hast wirklich eine ausgezeichnete Deutsch-Schularbeit geschrieben, lieber Alexander. Deswegen möchte ich deine Arbeit der Klasse vorlesen. Du hast dir die sehr gute Note überaus verdient.“ Die anderen Buben, insbesondere Bernd, schienen auf ihn deswegen auch neidisch zu sein.

Nach dem Sportunterricht, bei dem Alexander heute nicht teilnehmen konnte, da er sich am Vortag den Fuß beim Ballspielen verrenkt hatte, passierte ein Vorfall. Die neue Uhr von Bernd war auf einmal verschwunden. Es dauerte nicht lange, da wurde Alexander von Bernd auch schon verdächtigt, seine Uhr gestohlen zu haben, da er in dieser Zeit als einziger Zugang zu den Sachen der Buben gehabt hat. Nach der Schule steht Alexander verdutzt vorm Eingang des Schulgebäudes und wartet auf seine Nachbarin Tina, mit der er immer zusammen nach Hause geht. Als Tina den enttäuschten Blick von Alexander sieht, fragt sie ihn gleich „Alexander, was ist denn los mit dir?“ Daraufhin antwortet dieser völlig aufgelöst „Ich werde beschuldigt, die neue Uhr von Bernd gestohlen zu haben.“ Tina fragt ganz schockiert „Spinnen die anderen komplett? Du bist eine der ehrlichsten Personen, die ich kenne. Wieso wirst gerade du verdächtigt?“ Alexander überlegt traurig „Weil ich der Einzige war, der mit den Sachen im Sportunterricht allein gewesen ist.“ Tina versteht die Anschuldigung der anderen Kinder überhaupt nicht. Nachdem sich Alexander und Tina voneinander verabschiedet haben und beide nach Hause gegangen sind, denkt Tina noch eine ganze Weile über Alexander nach und findet es unfassbar, dass gerade er beschuldigt wird. Sie möchte Alexander helfen und herausfinden, was wirklich passiert ist.

Gleich am nächsten Morgen geht sie zu Bernd, um mit ihm über seine verschwundene Uhr zu sprechen. „Ich hatte die Uhr in der Umkleidekabine noch getragen, habe sie dann aber abgelegt, weil wir Turnen hatten, und danach war sie nicht mehr da“, meint Bernd enttäuscht. „Wohin hast du sie denn gelegt?“, bohrt Tina weiter nach. Ich habe sie auf das Regal, auf das ich auch meinen Pullover hingelegt habe, hinaufgelegt und dort war sie nach dem Sportunterricht nicht mehr“, überlegt Bernd. „Wie hat deine Uhr denn ausgesehen?“ „Es ist eine rote Uhr mit einem farblich passenden roten Band“, antwortet Bernd. „Ich gehe der Sache noch einmal genau nach“, erklärt Tina ihm und läuft schnell in den Keller, wo sich die Umkleiden der Buben befinden. „Glücklicherweise hat niemand von den Jungs jetzt Sport, denn das würde meine Nase nicht mitmachen“, schmunzelt sie. Nachdem sie dort angekommen ist, beginnt sie gleich mit der Suche nach der verschwundenen Uhr. Sie durchsucht alle Ablagen und sieht sich auch bei den Sitzgelegenheiten um. Aber da ist keine Uhr. „Vielleicht ist sie ja hinuntergefallen“, überlegt sie und sieht auch am Boden nach. Aber auch dort ist keine Spur von Bernd´s Uhr.

Nachdem Tina die Hoffnung schon fast aufgegeben hat und enttäuscht aus der Umkleide hinausgehen möchte, sieht sie im Augenwinkel etwas glänzen. Bei näherer Betrachtung ist es die Spitze eines roten Bands, das mitten aus dem Regal herausragt. Tina geht zum Regal hinüber, um nachzusehen. Dort befindet sich tatsächlich die Uhr von Bernd, die durch eine kaputte Stelle des Regals in einen Spalt hineingerutscht ist. Tina zieht die Uhr vorsichtig heraus und läuft überglücklich in die Klasse von Alexander, um Bernd seine Uhr zu bringen. Dieser sieht Tina nun ganz verdutzt an „Wo hast du sie denn gefunden?“ Daraufhin erklärt Tina lächelnd „Sie ist in einem Spalt gelegen, da das Regal an dieser Stelle kaputt ist.“ Nachdem auch Alexander das Gespräch von Bernd und Tina mitbekommen hat, geht er zu den beiden sichtlich erleichtert hinüber. Bernd sieht ihn verlegen an und sagt „Alexander, es tut mir wirklich leid, dass ich dich zu Unrecht beschuldigt habe. Aber du warst der Einzige, der unbeaufsichtigt Zugang zu allen Sachen hatte. Außerdem war ich möglicherweise auch etwas neidisch auf dich, da Frau Tausendschön..“ Alexander unterbricht Bernd „Ist schon gut, Bernd. Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Ich bin einfach froh, dass sich das Missverständnis aufgeklärt hat und du deine Uhr wieder hast.“ Anschließend umarmt er Tina ganz fest. So fest, wie er schon lange niemand mehr umarmt hat. Er ist sich jetzt mehr denn je zuvor bewusst, dass Tina die beste Freundin ist, die man sich nur wünschen kann.

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