Der unerwünscht schöne Urlaub

Zwei Koffer

Esmeralda und Kassandra sind Schwestern. Die beiden Hexen lieben es, in den Urlaub zu fliegen. Diese Urlaube sind aber keine gewöhnlichen Urlaube, so wie wir sie machen. Denn die beiden reisen für ihr Leben gerne zu gruseligen Orten. Eines Tages meint Esmeralda „Kassandra, ich weiß schon, wohin unsere Reise heuer gehen wird.“ „Wohin denn?“, fragt Kassandra neugierig. „Heuer fliegen wir nach Transsilvanien. Ich habe ein gruseliges Hotel gefunden, das wird uns gefallen. Im Prospekt steht sogar dabei, dass dort Gruselspaß garantiert ist“, erzählt Esmeralda. „Au ja, das machen wir“, freut sich Kassandra.

Einige Wochen später ist es soweit. Die beiden haben ihre Taschen gepackt und ihre Besen startklar gemacht. Zur Vorsicht haben sie auch jede Menge Knoblauch eingepackt, da Transsilvanien der Ort der Vampire ist und diese Knoblauch nicht ausstehen können. „Wir werden uns so viel gruseln“, freuen sich die beiden Schwestern schon und fliegen los.

Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in Transsilvanien angekommen sind, starren sie das Hotel erschrocken an. Es sieht ganz und gar nicht gruselig aus, im Gegenteil. Hier könnte man sich sogar sehr wohl fühlen. Im Garten finden sie keine unheimlichen Bäume und Sträucher, sondern schöne rote Blumen. Das Hotel hat zwar eine schwarze Farbe, aber diese sieht durch die weißen Fenster und Türen gar nicht unheimlich aus. Auf der Türklingel ist ein Vampir abgebildet, doch dieser sieht sehr freundlich aus. „Vielleicht ist es ja im Hotel gruseliger“, meint Esmeralda. Aber auch drinnen ist es überhaupt nicht gruselig. Der Teppich ist zwar rot und lang, aber er glitzert. „Der sieht ja aus wie der rote Teppich bei den Schauspielern“, stellt Kassandra fest. An der Rezeption arbeitet ein junger Mann, der endlich wie ein Vampir aussieht. Er ist weiß geschminkt, hat einen langen schwarzen Mantel an, spitze Zähne und lange Nägel. „Endlich ist einmal etwas oder besser gesagt jemand gruselig“, freuen sich die beiden. Aber als der junge Mann mit ihnen spricht und ihnen den Zimmerschlüssel gibt, ist er zu den beiden sehr freundlich und überhaupt nicht unheimlich. „Den würde ich sogar auf ein Baby aufpassen lassen“, meint Esmeralda enttäuscht.

Als sie im Zimmer angekommen sind, ist dieses sehr sauber und freundlich, im Bett liegen sogar zwei Schokoladenherzen als Willkommensgruß. In der Nacht schleicht sich der Rezeptionist durch die Gänge und flüstert vor jedem Zimmer leise „Wuhu, wuhu.“ „Der weiß auch nicht, dass Geister Wuhu rufen, und nicht Vampire“, meinen die Schwestern genervt. Als die beiden am nächsten Tag auch noch frisches Gebäck und Kaffee vom Zimmerservice vor die Türe hingestellt bekommen, platzt ihnen der Kragen. „So, jetzt reicht es uns endgültig“, sind sich die Schwestern einig und gehen hinunter zur Rezeption. Als der Rezeptionist die wütenden Gesichtsausdrücke der beiden sieht, möchte er sich höflich erkundigen, ob etwas nicht in Ordnung sei. „Doch, das Problem ist, dass alles in bester Ordnung ist!“ „Wir wollten einen Gruselurlaub haben und keinen Entspannungs-Wohlfühlurlaub!“, beschweren sich Esmeralda und Kassandra. Der verkleidete Vampir sieht traurig zu Boden und meint „Das höre ich nun schon von einigen Gästen, aber ich weiß einfach nicht, was ich falsch mache“. Als die beiden ihn so traurig sehen, tut er ihnen sehr leid und sie haben einen Vorschlag „Wir können gerne dabei helfen, das Hotel gruseliger zu machen.“ „Das würdet ihr wirklich tun?“, freut sich der Mann. „Aber natürlich, das machen wir gerne“, schmunzeln die Schwestern. „Wir haben nun viel zu tun, zuerst bringen wir den Garten und das Haus außen auf Vordermann und danach die Zimmer im Hotel.“

Die beiden beginnen nun damit das Haus zu verzaubern. Nachdem die beiden mit ihren Hexsprüchen fertig sind, sieht das Hotel sehr alt und unbewohnt aus. Bei den Fenstern hängen die Bretter herunter, das Holz ist alt und kaputt, das Gras sehr hoch und die Bäume im Garten sehen unheimlich aus. Im Hotel hängen überall Spinnweben und Fledermäuse fliegen herum. Aus dem Keller hört man nun unheimliche Geräusche und der Wind pfeift durchs ganze Haus. Der Rezeptionist bekommt einen magischen Hut. Sobald er diesen aufsetzt, hat er einen Buckel, ein Hinkebein und viele Warzen im Gesicht. „Ich bin euch so dankbar. Ihr könnt jederzeit wieder bei mir kostenlos übernachten“, freut sich der Rezeptionist.

Die beiden zwinkern ihm zu und machen sich wieder auf den Weg nach Hause. „Ich weiß schon, wo wir das nächste Mal Urlaub machen“, meint Esmeralda während dem Rückweg. „Ach hör doch auf, das nächste Mal suche ich den Ort aus“, lacht Kassandra.

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