Gänsehaut in der Schule

Geist mit Buch

Die Zwillinge Fabian und Helene gehen gerne in die Schule. Ihre Lehrerin Frau Einfallsreich hat immer wieder neue Einfälle, wie sie den Unterricht lustiger machen kann. Erst letztens haben sich die Kinder Gruselgeschichten vorgelesen und das hat allen gut gefallen. Deswegen möchte die Lehrerin an einem Freitag kurz vor den Sommerferien eine Lesenacht im Klassenzimmer veranstalten. Jedes Kind soll einen Schlafsack, einen Polster, eine Jause und natürlich auch eine Zahnbürste mitnehmen. Die Kinder sollen so gegen 6 Uhr am Abend in der Schule sein. „Da ist es dann schon düster“, freuen sich Helene und Fabian, da sie sich gerne etwas gruseln.

Als ihre Eltern sie in die Schule bringen, sind schon einige Kinder im Klassenzimmer, und auch die Lehrerin sitzt schon auf ihrem Sessel und bereitet alles vor. „Hallo ihr beiden, freut mich, dass ihr auch gekommen seid“, schmunzelt sie und räumt währenddessen einige Bücher aus ihrer Tasche aus. „Hallo Frau Lehrerin, was lesen wir denn heute?“, möchten die beiden wissen und starren auf die vielen Bücher. „Zuerst lesen wir ein Märchen und danach eine Gruselgeschichte, da ich gemerkt habe, dass euch allen Gruselgeschichten sehr gut gefallen“, antwortet sie. „Au ja“, rufen die Kinder begeistert. Als alle Kinder eingetroffen sind, sollen sie sich in einen Sesselkreis setzen. Nun soll jedes Kind einige Zeilen aus dem Buch vorlesen. Die Kinder lesen nacheinander das Märchen, können es aber gar nicht mehr erwarten, endlich mit dem Gruselbuch zu beginnen.

Aber bevor es soweit ist, wird sich einmal ausgiebig gestärkt. Fabian und Helene freuen sich auf ihren Kornspitz mit Schinken und Käse und auf die kleine Schokolade als Nachspeise, die ihre Eltern in ihre Jausenbox hineingelegt haben. Den zweiten Kornspitz behalten sie für später auf. „So, jetzt richten wir einmal unsere Schlafplätze her“, meint die Lehrerin. Fabian und Helene breiten ihre Schlafsäcke nebeneinander auf. „Wann lesen wir denn jetzt endlich die Gruselgeschichte?“, möchte eines der Kinder wissen. „Jetzt. Bitte setzt euch wieder in euren Sesselkreis“, antwortet die Lehrerin.

Inzwischen ist es draußen schon stockfinster. Der Wind weht stärker, sodass man die Bäume vom Klassenzimmer aus rauschen hört. Damit es etwas gruseliger wird, haben sie das Licht an der Decke ausgemacht und lesen mit einer Taschenlampe die Geschichte. „Helene, möchtest du bitte beginnen?“, bittet die Lehrerin sie höflich. Alle Kinder sind nun still und hören Helene gespannt zu „Es ist Sonntagnacht und der Vollmond leuchtet sehr hell. Ein starker Wind weht im Freien. Eine Familie möchte gerade Abendessen, als plötzlich…“ Helene hört zu lesen auf, da es im Gang gerade finster geworden ist. „Oh, was ist denn jetzt passiert?“, fragen sich die Kinder. „Ich sehe gleich nach“, antwortet die Lehrerin. Sie geht in den Flur und kommt kurz darauf wieder zurück. „Alles in Ordnung, es ist nur ein Stromausfall, vermutlich wegen dem starken Wind draußen. Ihr wartet bitte hier, ich muss den Stromkasten suchen und bin gleich zurück“, erklärt sie den Kindern und geht aus der Klasse hinaus.

Plötzlich knarrt die Fensterscheibe, da ein Ast vom Wind zum Fenster geweht wird. Fabian, Simone und die anderen Kinder sehen erschrocken aus dem Fenster, als sie einen Schatten vorbeihuschen sehen. „Habt ihr das gesehen?“, fragt Helene die anderen Kinder ängstlich. Einige nicken und stellen sich erschrocken nah nebeneinander hin. Als die Kinder nun in der Schule ein unheimliches Geräusch hören, bekommen alle Gänsehaut. Nun sind eindeutig Schritte am Gang zu hören, die immer lauter werden. Erschrocken flüstern sich die Kinder zu „Da kommt jemand!“ Nun geht die Klassentür langsam und mit einem Knarren auf. Einige Kinder halten sich vor Angst die Augen zu. Als eine vertraute Stimme dann aber „Hallo“, sagt, öffnen die Kinder wieder die Augen. Es ist nur der Hausmeister, der mit seinem langen, dunklen Regenmantel ins Klassenzimmer hereinkommt. Als er die Kinder mit angsterfüllten Gesichtern sieht, muss er schmunzeln und sagt: „Tut mir sehr leid, ich wollte euch jetzt keine Angst einjagen. Wenn ein so starker Wind wie heute weht, dann muss ich bei der Schule nach dem Rechten sehen. Ich bin eine Runde um die Schule gegangen, auch an eurem Fenster kam ich vorbei. Habt ihr mich gar nicht gesehen?“ Helene, Fabian und die anderen Kinder beginnen nun zu lachen. „Ach, das war der Schatten, den wir vorhin gesehen haben!“, sagt Fabian. Inzwischen geht auch das Licht im Gang wieder. Auch die Lehrerin kommt nun wieder ins Klassenzimmer hinein und begrüßt den Hausmeister freundlich. Als die Kinder der Lehrerin ihr Erlebnis erzählen, müssen alle laut lachen. „Jetzt können wir die Lesenacht endlich und hoffentlich ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen“, meint die Lehrerin.

Am nächsten Morgen holen die Eltern Fabian und Helene ab und fragen die beiden „Wie ist eure Lesenacht gewesen?“ Die beiden sehen sich lachend an und sagen gleichzeitig „Gruseliger als gedacht.“

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