Die ungleichen Freunde

Vampir

Diese Geschichte erzählt von den beiden Freunden Peter und Azrael. Die zwei haben sich vor einiger Zeit im Kino kennengelernt, als sie mit ihren Eltern einen Zeichentrick-Vampirfilm angesehen haben und zufällig zwei Sitzplätze nebeneinander hatten. Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Die Jungs haben auch sehr viele Gemeinsamkeiten, darunter zählen zum Beispiel das Spielen von Computerspielen, Telefonstreiche machen und sich Gruselgeschichten erzählen. Beide lieben auch die Farben Rot und Schwarz und können Knoblauch gar nicht ausstehen. Peter und Azrael sind sich sehr ähnlich und doch sind sie komplett verschieden. Peter lebt mit seinen Eltern in einer Wohnung in der Stadt, die Eltern arbeiten tagsüber in einem Büro und schlafen nachts. Sie lieben den Sommer und hassen die graue Zeit im Winter. Deswegen fliegen Peter und seine Eltern auch meistens im Winter immer dorthin, wo es gerade sehr warm ist, um der düsteren Zeit zu entfliehen. Kater Theodor ist dann fast immer bei Peter´s Tante, die in dieser Zeit auf ihn achtet.

Azrael wiederum lebt mit seinen Eltern in einer kleinen alten Burg, die mitten im Wald steht. Was genau Azrael´s Eltern arbeiten, weiß Peter nicht so wirklich. Azrael erzählte Peter aber einmal, dass die Familie sehr nachtaktiv ist und die Eltern dafür tagsüber viel schlafen würden. Peter weiß von Erzählungen, dass die Familie die Sonne gar nicht mag, nein, man könnte sogar sagen, dass sie Sonnenstrahlen hassen. Dafür lieben sie die Nebelzeit und den langen kalten Winter. Peter würde im Sommer so gerne einmal mit Azrael ins Schwimmbad gehen, aber komischerweise ist er mit seinen Eltern den gesamten Sommer über auf Urlaub im Ausland. Des Weiteren hat die Familie auch ein sehr ungewöhnliches Haustier. Es ist eine Fledermaus, die auf den Namen „Langschläferchen“ hört. Wenn sich die beiden Jungs treffen, dann eigentlich fast immer erst gegen Abend. Zuvor hat Azrael leider nie Zeit. Wenn Azrael bei Peter übernachtet, wird er am nächsten Tag schon sehr früh von seinen Eltern abgeholt. Meistens ist es da sogar noch stockfinster oder noch ziemlich dunkel. Peter würde so gerne einmal bei Azrael übernachten, da er noch nie bei der Familie zu Hause gewesen ist. Er hat ihn bisher immer vertröstet, dass es bestimmt bald einmal passen wird. Seitdem fragt Peter Azrael ganz oft, wann er jetzt endlich einmal zu ihm nach Hause kommen darf.

Irgendwann meinte Azrael dann „Hast du Lust, dieses Wochenende bei mir zu übernachten?“ Azrael wirkte dabei sichtlich angespannt, jedoch bemerkte dies Peter nicht, da er völlig aus dem Häuschen war, weil er endlich einmal bei Azrael übernachten darf. Heute ist es endlich soweit und Peter´s Mama bringt ihn zu Azrael´s Haus. Zuvor hat Peters Mama mit der Mutter von Azrael telefoniert und alles Wichtige für die Übernachtung besprochen. „Tschüss mein Liebling, hast du wohl nichts vergessen?“ „Nein Mama, ich habe alles dabei.“ „Dann passt es, ich wünsche euch beiden ganz viel Spaß. Ich werde dich morgen am Vormittag abholen.“ Peter gibt seiner Mama noch einen Kuss auf die Wange und steigt aus dem Auto aus. Als er vor der Burg steht, sieht er sich staunend um. Die Burg ist mit einem hohen Zaun umrundet. Vor dem Einfahrtstor stehen zwei große steinerne Fledermäuse auf dem Boden. Die graue Burg sieht sehr gepflegt aus, ist aber mit viel Moos bewachsen. Der Garten ist sehr groß und auf einer Seite befindet sich ein kleiner Irrgarten aus Sträuchern. Peter ist so begeistert, er liebt Irrgärten und würde am liebsten gleich sofort darin spielen. Als er bei der großen hölzernen Eingangstüre angekommen ist, sucht er vergeblich die Türklingel. Er findet stattdessen einen Ring, mit dem er klopfen kann. Als er diesen benutzt, pocht es im Inneren des Hauses ganz laut.

Azrael´s Mama öffnet die Tür. Sie hat lange schwarze Haare, einen knallroten Lippenstift und trägt einen schönen schwarzen bodenlangen Mantel. „Hallo Peter, schön, dass du da bist. Bitte komm herein. Azrael wartet in seinem Zimmer auf dich.“ Im Haus ist es auch sehr gepflegt. Die Möbel sind alle in einem dunklen Holzton gestrichen, auf dem Boden liegt ein großer roter Teppich, überall brennen Kerzen. Peter kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Haus sieht ein bisschen aus als wäre es einem Gruselfilm entsprungen und Peter liebt Gruselgeschichten und Gruselfilme über alles. Eine Wendeltreppe führt hinauf ins Obergeschoss, wo auch das Zimmer von Azrael ist. „Hallo Peter“, begrüßt Azrael ihn freundlich, aber etwas zurückhaltend. Er scheint sich etwas zu schämen und erwähnt „Ich muss gleich zu Beginn sagen, dass meine Familie anders lebt als die meisten. Ich hoffe sehr, dass es dir bei uns dennoch gut gefällt.“ In diesem Moment kommt Langschläferchen ins Zimmer geflogen, setzt sich auf die Decke und sieht die beiden kopfüber an. „Er tut nichts, du brauchst dich nicht zu fürchten“, gibt Azrael nervös zur Antwort. Anstatt sich zu gruseln, ist Peter von der Fledermaus fasziniert. Noch nie hat er diese Tiere so nah beobachten können.

Am Abend sitzt die Familie bei Kerzenschein zusammen. „Greif ordentlich zu, mein Lieber“, sprechen die Eltern freundlich zu Peter. Das lässt er sich nicht zweimal sagen, vor allem dann nicht, wenn das Essen so köstlich aussieht. Peter ist etwas verwundert, dass Azrael und seine Eltern anscheinend gar keinen Hunger haben, sondern nur roten Saft trinken. „Dann bleibt mehr für mich übrig“, denkt er sich. Azrael und Peter erzählen sich dann noch viele Gruselgeschichten und haben eine Menge Spaß, bis es Zeit fürs Bett wird. „Bevor wir schlafen gehen, muss ich dir noch etwas sagen. Ich schlafe in keinem gewöhnlichen Bett und hoffe, das stört dich nicht“, erkundigt sich Azrael besorgt. Als Peter die Betten sieht, die an eine große Truhe erinnern, staunt er erneut „So moderne Betten habe ich ja noch nie gesehen.“ In der Nacht schläft Peter so gut, wie schon lange nicht mehr. Azrael´s Bett ist viel gemütlicher als sein Bett zu Hause. Als Peter´s Mama ihn am nächsten Morgen abholt, umarmt er Azrael zum Abschied „Deine Familie ist einfach toll. Es war so lustig, danke für alles.“ Azrael schmunzelt daraufhin und meint „Es hat mich sehr gefreut, aber können wir das nächste Mal dennoch wieder bei dir übernachten?“ Peter nickt und meint „Wir können uns ja abwechseln.“ Als Azrael dies hört, muss er lachen und wirkt gar nicht mehr unsicher und nervös.

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