Emma ist stolz

Weihnachtstisch

Hanna und Emma sind seit Jahren die besten Freundinnen. Hannas Eltern sind sehr reich und haben ein riesiges Haus mitten in der Stadt, einen eigenen Koch und einen Buttler. Emma hingegen wohnt zusammen mit ihren Eltern und den Großeltern in einem kleinen Haus, ganz weit draußen am Land, ohne Buttler und Koch. In beiden Familien ist es Brauch, dass sie vor Weihnachten ein Festessen mit der Familie veranstalten. Bisher haben Hanna und Emma immer mit ihren Familien allein gefeiert. An einem Weihnachtsfeiertag lädt die Familie von Hanna Emma zu sich ein, um gemeinsam mit ihrer Familie zu essen und zu feiern. Emma freut sich riesig darauf, bei ihrer besten Freundin sein zu dürfen. „Mama, komm doch bitte endlich, wir müssen los“, ruft Emma ihrer Mama zu. „Hanna und ihre Eltern warten doch bestimmt schon auf mich.“ „Ich komme schon, mein Schatz“, beeilt sich Emma´s Mama, nimmt schnell die Autoschlüssel in die Hand und fährt mit Emma los.

Als sie bei Hanna angekommen sind, sagt die Mama „Ich wünsche dir viel Spaß, mein Liebling“, und gibt ihr ein Abschiedsbussi. „Danke Mama, das wird sicher lustig“, freut sich Emma. Als sie an der Haustüre ihrer besten Freundin klingelt, öffnet ein Buttler mit einem sehr ernsten Blick die Türe und nimmt ihr Mantel und Mütze ab. Danach bringt er Emma ins Wohnzimmer, wo bereits die ganze Familie von Hanna sitzt. Emma ist sehr erstaunt, denn alle sind angezogen wie in einem Märchen. Da sitzt auch Hanna. „Hanna!“, ruft Emma freudig zu ihrer Freundin hinüber. Doch Hannas Mutter ermahnt sie sofort, nicht so laut zu schreien. Danach gehen alle gemeinsam ins Essezimmer, wo Emma erneut aus dem Staunen nicht herauskommt. Es duftet herrlich, glitzert und funkelt überall am Tisch, wo man nur hinsieht. Zum Essen gibt es verschiedene Suppen, Salate, eine Weihnachtsgans und viele weitere Köstlichkeiten. Auch Puddings, Kuchen und Torten als Nachspeisen sind in Hülle und Fülle vorhanden. Doch während dem gesamten Essen redet kaum jemand miteinander. Hanna´s Papa liest fast die gesamte Zeit eine Zeitung und ärgert sich über ein Wort, das er „Aktienkurse“ nennt. Doch was er damit genau meint, weiß Emma nicht und traut sich auch nicht zu fragen. Hanna´s Mama ist viel mit ihrem Handy beschäftigt. Als alle fertig sind, fragt Hanna ihre Eltern „Wollen wir jetzt zusammen mit Emma ein Spiel spielen?“ „Nein Schatz, heute nicht mehr“, antworten ihre Eltern fast gleichzeitig. Hanna scheint darüber nicht traurig zu sein, da sie es gewohnt ist, dass ihre Eltern keine Zeit für Spiele haben. Nach dem Essen bringt der Buttler die Kinder ins Zimmer von Hanna, wo sie leise spielen, bis Emma nach Hause geht.

Zwei Tage später ist Hanna bei Emma eingeladen. Emma schämt sich etwas, als sie an das große Haus und das riesige Festessen bei Hanna denkt. Bei ihr gibt es jedes Jahr nur eine einzige Suppe, eine Weihnachtsgans und nur ein paar Kekse als Nachspeise. Emma ist bei dem Gedanken richtig unwohl, dass Hanna gleich zu ihr nach Hause kommen wird. Als es klingelt, öffnet auch kein Buttler, sondern die Mutter von Emma die Tür. „Hallo liebe Hanna, wir freuen uns sehr, dass du uns besuchen kommst.“, sagt die Mutter lächelnd. Hanna kommt herein und auch Emmas Großeltern sowie der Vater begrüßen das Mädchen herzlich. Vor dem Essen sitzen noch alle kurz beisammen und lauschen Großvaters Geschichte. Emma schämt sich sehr, da die Geschichte Hanna bestimmt nicht interessiert. Hanna aber hört dieser mit Begeisterung zu. Danach gehen alle zu Tisch. Anfangs blickt Hanna etwas verwundert, da auch während des Essens Geschichten erzählt werden und viel gelacht wird. Nach einiger Zeit fängt auch Hanna an mitzureden und zu lachen. Nach dem Essen spielen alle gemeinsam stundenlang Brettspiele. Auch das war Emma sehr unangenehm, da sie nur alte, langweilige Spiele haben. Dennoch lacht Hanna die ganze Zeit und jubelt jedes Mal, wenn sie gewinnt.

Die Zeit vergeht wie im Flug und Hanna wird wieder abgeholt. Doch kurz bevor Hanna das Haus verlässt, fällt sie Emma um den Hals und sagt: „Das war das schönste Festessen, das ich je hatte.“ Emma war darüber so verwundert, dass sie kein Wort herausbrachte. Nachdem Hanna gegangen ist, strahlt Emma bis über beide Ohren und ist auf einmal sehr stolz auf ihre Familie und auf das kleine Haus, in dem sie wohnt. Denn sie weiß, dass sie sich für nichts mehr schämen muss.

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