Das Hexenhaus im Wald
- Gruselgeschichte
Es ist ein warmer Sommertag. Die beiden Nachbarsjungen Andreas und Peter genießen die Sommerferien in vollen Zügen und verbringen beinahe jede freie Minute miteinander. Heute am Nachmittag haben sie eine längere Radtour geplant. Peter ist gerade dabei, seinen kleinen Rucksack mit einer Jause und einem Getränk zu befüllen, als ihn seine Mutter ermahnt „Bitte achtet auf euch und seid vor dem Abendessen zurück, damit ihr nicht in der Dämmerung unterwegs sein müsst!“ „Ja, ja, Mama, das hast du mir heute schon zwei Mal gesagt.“ Sichtlich genervt vom gut gemeinten Rat seiner Mutter schnappt sich Peter noch schnell seinen Fahrradhelm, schiebt das Fahrrad aus der Garage und tritt so schnell es seine Beine zulassen in die Pedale, um schnellstmöglich zu Andreas zu kommen. Dieser wartet bereits im Freien auf Peter „Da bist du ja endlich!“, ruft er ihm aufgeregt entgegen.
Die beiden Buben möchten keine Zeit verlieren und fahren sofort los. Nachdem sie schon einige Kilometer zurückgelegt haben und in Richtung eines großen Waldes kommen, knurrt ihnen ordentlich der Magen. „Da vorne ist eine Sitzbank, da können wir unsere Jause essen“, schlägt Peter vor. Andreas, dem der Magen inzwischen wie im Sekundentakt grummelt, willigt sofort ein. Die beiden machen es sich auf der Bank gemütlich und stärken sich ausgiebig. Als Nachtisch hat Andreas zwei köstliche Schokoladenriegel mitgenommen, von denen er Peter einen schenkt. Während die beiden Buben genüsslich ihre Riegel essen, möchte Andreas von Peter wissen „Hast du eigentlich schon einmal etwas von der Geschichte der unheimlichen Hexe gehört, die hier in der Nähe im Wald leben soll“? Peter, der gerade dabei ist, den letzten Bissen des Schokoladenriegels zu verzehren, bekommt nun vor lauter Aufregung Gänsehaut „Nein, von dieser Geschichte habe ich noch nie gehört. Ist sie denn wahr?“ Andreas, der Gruselgeschichten über alles liebt, antwortet Peter mit einem breiten Lachen „Wollen wir es herausfinden?“ Leicht nervös sieht Peter den vor Vorfreude strotzenden Andreas an.
Daraufhin bemerkt Andreas die Unsicherheit von Peter und lenkt schnell ein „Wenn es uns zu gespenstisch wird, können wir jederzeit umdrehen, versprochen!“ Peter, der sich in seiner Haut sichtlich unwohl fühlt, nickt zaghaft. „Juhu, danke Peter, du wirst sehen, wir werden viel Spaß haben!“, freut sich Andreas, springt auf sein Fahrrad und fährt aufgeregt los, dicht gefolgt vom nervös wirkenden Peter. „Wohin müssen wir eigentlich genau?“, erkundigt sich dieser bei Andreas. Aber Andreas scheint nicht genau zu wissen, wo sich ihr Ziel befindet, zeigt einmal mit dem Finger in die eine Richtung, überlegt kurz und zeigt dann wieder in die andere. Nach langem Hin und Her beschließen die beiden Buben, den Weg entlang eines Waldes zu fahren, um zu sehen, wohin sie dieser führt. Da sich einige Häuser entlang des Weges befinden und dieser wenig Gruselspannung bietet, kann auch Peter die Fahrt wieder etwas genießen. Nach einiger Zeit sind aber nur noch wenige Häuser entlang des Weges zu sehen.
Aufgeregt ruft Andreas Peter zu „Schau, da vorne führt der Weg direkt in den Wald!“ Plötzlich bemerkt Peter einen Klos im Hals, der vor Aufregung immer größer zu werden scheint. Nachdem die beiden in den Wald hineingefahren sind, möchte Peter am liebsten sofort umkehren, fährt aber Andreas zuliebe weiter. Obwohl es gerade noch ein freundliches und warmes Sommerwetter gewesen ist, wird es aufgrund der dichten Bäume im Wald nun etwas kühler und finsterer. Immer weiter fahren die Buben den Weg entlang, der immer dichter in den Wald hineinführt. Hier ist es sehr ruhig, nur ein leichter Windhauch lässt die Blätter auf den Bäumen rascheln. Die beiden machen nun eine kurze Radpause, um sich zu orientieren, in welche Richtung sie weiterfahren müssen. Plötzlich hören sie direkt vor ihnen ein Knarren mehrerer Äste und anschließend Schritte. Andreas und Peter bleibt vor Schreck der Atem weg. Hinter einem großen Baum erkennen sie eine Gestalt. Diese Gestalt ist ein großer Mann, der sich ihnen immer weiter nähert. Verunsichert sehen Andreas uns Peter einander an. Als der Mann aber in unmittelbarer Nähe der beiden Buben ist, lächelt er ihnen zu und grüßt sie freundlich. In einer Hand trägt er einen Korb voller Pilze.
Erleichtert schnaufen die beiden Buben durch. Der Mann fragt sie freundlich. „Hallo ihr zwei, wohin seid ihr denn unterwegs?“ Daraufhin antwortet Andreas „Wir suchen ein Haus, das in diesem Wald stehen soll. Wissen Sie zufällig, ob wir hier richtig sind?“ Der Herr überlegt kurz und antwortet anschließend mit hochgezogenen Augenbrauen „So, so. Was sucht ihr denn da? Ihr müsst immer geradeaus fahren, dann kommt ihr ans Ziel. Es ist aber noch eine längere Strecke.“ Andreas und Peter bedanken sich bei ihm und machen sich weiter auf den Weg. Immer weiter führt der Weg in den Wald hinein, ein Ende ist nicht in Sicht. Obwohl es immer noch sehr hell ist, sind die beiden Buben der Meinung, dass es ständig düsterer um sie herum zu werden scheint. Mittlerweile bekommt auch Andreas ordentlich Gänsehaut. Während der weiteren Fahrt unterhalten sie sich miteinander, wie das Haus wohl aussehen könnte. „Ich glaube, es ist alt und düster. Außerdem hängen die Fensterläden herunter und der Zaun ist morsch“, meint Andreas. Peter nickt zustimmend. Einige Zeit später sehen die beiden eine Lichtung im Wald. Aufgeregt ruft Andreas Peter zu „Da vorne ist es!“ Peter´s Herz schlägt ihm bis zum Hals hinauf.
Nachdem sie beim letzten Baum, der die Sicht auf das Haus verdeckt hat, vorbeigefahren sind, können sie das kleine Häuschen endlich sehen. Verwundert blicken sich Andreas und Peter an. Dieses Häuschen haben sich die beiden eindeutig anders vorgestellt! Es ist ein kleines, gelbes Häuschen mit grauem Dach. Vor jedem Fenster stehen schöne rote Blumen und der kleine Garten sieht äußerst gepflegt aus. Hinter dem Haus sehen die beiden eine ältere Dame mit einem Besen, die gerade dabei ist, die kleine Holzterrasse abzukehren. Daneben sitzt eine schwarze Katze, die der Dame gespannt beim Kehren zusieht. „Das muss die Hexe sein!“, ruft Andreas Peter aufgeregt zu. Die Dame dreht sich nun in die Richtung der beiden Radfahrer. Als sie die Buben erblickt, winkt sie ihnen freundlich zu. Überrascht von der überaus netten Begrüßung der Dame, steigen die beiden vom Fahrrad herunter und grüßen die Frau höflich zurück. Inzwischen ist ihre Angst komplett verflogen. „Ihr beide seid aber sportlich unterwegs!“, zwinkert die ältere Frau ihnen zu. Andreas und Peter betrachten die Dame nun aus der Nähe, dabei fällt ihnen auf, dass sie Sommersprossen und graue Haare sowie eine krumme Nase hat. Außerdem stehen in ihrem Garten auffallend viele Besen herum.
Nachdem Andreas und Peter einige Worte mit der Dame gesprochen haben, bietet sie ihnen einen Saft in ihrem Garten an. Die drei unterhalten sich einige Zeit sehr gut miteinander, bevor Andreas und Peter einfällt, dass sie eine lange Strecke zurück nach Hause haben und vor Anbruch der Dunkelheit wieder zu Hause sein müssen. Nachdem sie sich voneinander verabschiedet haben, gesteht Peter der Dame „Ich bin so froh, dass Sie so nett sind. Uns wurde nämlich erzählt, dass in diesem Wald eine unheimliche Hexe wohnen soll!“ Lächelnd sieht die Dame Peter an und fragt ihn „Wie kommst du denn darauf?“ „Nun ja, wissen Sie, wir haben eine gruselige Geschichte gehört und wollten herausfinden, ob diese wahr ist“, stammelt Peter vor sich hin. Daraufhin beginnt die Dame zu lachen und zwinkert den beiden zu „Hexen müssen ja nicht automatisch furchteinflößend sein. Sie können auch freundlich und nett sein, habe ich zumindest gehört.“ Die Buben schmunzeln und stimmen der Dame zu. Mit diesen Worten verabschieden sie sich endgültig voneinander. Während der gesamten Heimfahrt müssen Andreas und Peter sehr über die Geschichte lachen und auch darüber, dass sie wirklich gedacht haben, im Wald würde eine Hexe leben.
Als sie zu Hause angekommen sind, ihre Fahrräder abstellen und sich gerade voneinander verabschieden möchten, fällt den beiden plötzlich auf, dass sich auf ihren Gepäcksträgern zwei Armbänder befinden. Diese Armbänder sind mit Anhänger verziert, die wie große Halbmonde aussehen. Außerdem steht auf ihnen ein Text geschrieben. Andreas und Peter lesen diesen gemeinsam laut vor „Sei beschützt, wohin dich der Weg auch führt.“ Sprachlos sehen sich die beiden Buben an. Wie konnte die Dame die Anhänger unbemerkt auf ihre Fahrräder hängen, wo die drei doch die ganze Zeit zusammen waren? Dabei bleibt ihnen eine Frage offen „Ist diese Dame doch eine Hexe?“